„Woyzeck“ neu interpretiert!
23.05.2023  -  Kategorie: Archiv 2019/20

Das Münchner Schauspielensemble „südsehen“ unter der Leitung von Robert Ludewig mit „Woyzeck“ von Georg Büchner kam am Montag, 22.05.23, an das MWG, um den Schülerinnen der Q11 im Rahmen des Deutschunterrichts seine Interpretation des Dramas vorzuführen.

Der einfache Soldat Woyzeck ist der Gequälte, der Gehetzte, der Unterdrückte, Ausgenutzte und Betrogene. Trotz anstrengendem Dienst als braver Soldat reicht sein Sold kaum, um sich und seine Familie durchzubringen und als Krönung der Qualen betrügt ihn seine geliebte Marie mit einem Tambourmajor.

Stress, Entsagung, Unfreiheit und Verrat bringen ihn in einen Zustand der Sinnlosigkeit und wahnsinnsnahen Unzurechnungsfähigkeit. So reichen die Themen des Stücks von finanzieller Not und gesellschaftlicher Verrohung über erniedrigende Machtausübung bis hin zum Eifersuchtsdrama. Mühelos lassen sich so Bezüge zu Themen der Gegenwart herstellen, wie etwa Individualismus, gesellschaftliche Akzeptanz, Freiheit, repressive Machtausübung, Verletzlichkeit des Einzelnen sowie auch Rollenbilder.

Das junge, überaus sympathische Ensemble um Robert Ludewig hatte das Drama behutsam adaptiert und beispielsweise durch die Besetzung der männlichen Hauptfigur Woyzeck mit einer Frau Aktualitätsbezüge hergestellt. So gelang es den Zuschauer:innen mühelos, die dargestellte Handlung zu erfassen und sich in die Figuren hineinzuversetzen. Durch das leidenschaftliche Spiel der Darsteller:innen und die Zeitlosigkeit der Thematik wurde das Publikum geradezu mitgerissen. So entstand der Eindruck, dass die Mitglieder des Ensembles „südsehen“ ihre Figuren nicht nur spielen, sondern wirklich zu ihnen werden. Am Ende hatte das Publikum noch die Möglichkeit Fragen an das Theaterteam zu stellen und es gab auch noch ein paar Tipps der Darsteller:innen für die richtige Stimm- und Artikulationstechnik.

Johanna Manhart (Zweite Fachleitung Deutsch)

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