Julia Cortis liest aus dem Werk „Unsere Töchter, die Nazinen“ von Hermynia Zur Mühlen
05.06.2024  -  Kategorie: News

Am 14. Mai 2024 gab Frau Julia Cortis eine Lesung für die Schülerinnen unserer neunten und zehnten Klassen. Die Referentin arbeitet seit vielen Jahren als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk, gestaltet zudem vor allem in München und Umgebung Lesungen, wobei ihr Portfolio vielfältig und beeindruckend ist.

In unserer Aula las sie aus dem Werk „Unsere Töchter, die Nazinen“ der heute fast vergessenen Autorin Hermynia Zur Mühlen (1883 bis 1951). Die Autorin wurde als eine Gräfin Folliot de Crenneville in den Hochadel der österreichisch-ungarischen Monarchie geboren, folgte als junge Frau ihrem Ehemann, einem deutschbaltischen Großgrundbesitzer, auf dessen Landgut im heutigen Estland und sah dort mit Entsetzen die Armut der einheimischem estnischen und livländischen Bevölkerung. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs zog sie nach Deutschland, trat der KPD bei, veröffentlichte zur Zeit der Weimarer Republik zahlreiche Texte und Bücher und war als „rote Gräfin“ bekannt.

1938 entstand im Exil das Buch „Unsere Töchter, die Nazinen“. Die Protagonistinnen, drei Frauen aus drei gesellschaftlichen Schichten, erzählen von den ersten Jahren der NS-Herrschaft und davon, wie die NS-Ideologie sich in der damaligen Bevölkerung ausbreitete.

Frau Cortis hatte das Buch in einer Auflage des Aufbau-Verlags vor einigen Jahren zufällig in einem sog. öffentlichen Bücherschrank am Münchner Nordbad entdeckt, die Bedeutung des Buches – auch für unsere Gegenwart – verstanden und es später sogar als Hörbuch eingelesen. Auch deshalb konnte sie für unsere Schülerinnen eine wirklich beeindruckende Lesung gestalten. Frau Cortis las gekonnt, doch gab sie den Mädchen auch Einblicke in das Leben der Autorin. Eine Woche vor dieser Veranstaltung in unserer Aula war Frau Cortis noch im englischen Radlett (Grafschaft Hertfordshire), dem letzten Wohnort der Autorin, die mit ihrem zweiten Ehemann auf der Flucht vor den Nazis aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei fliehen musste. Unsere Referentin brachte aktuelle Bilder und Informationen von ihrer Recherche mit.

Doch gab es in der Lesung für die Schülerinnen auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Frau Cortis beantwortete alle Fragen gerne und für die Jugendlichen gut verständlich.

Eine durchwegs gelungene Veranstaltung. Zu Recht applaudierten die Schülerinnen der Vortragenden lange und kräftig. 

Christian Martino

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